Wenn du denkst du hast vielleicht eine Münze aus fernen Ländern gefunden, könnte sie sich auch als eine Spielmünze herausstellen – so viel kann ich euch aus meiner persönlichen Erfahrung berichten! 😉
Als ich sie so auf dem Waldboden liegen sah, dachte ich in der ersten Sekunde “eine Unterlegscheibe!!”, dann aber “hmmm…könnte auch eine Münze sein!” Ich hab direkt das Bild geschossen, welches auch oben eingefügt ist. Auf der Aufnahme konnte ich nun bereits Ansätze deutsche Schrift erkennen, besser als auf der kleinen dreckigen Münze selbst.
Klar ist: Vorn und hinten ist das gleiche Design zu finden,also der exakt gleiche Schriftzug und das Design mit den Punkten. Das Material ist Messing, die Abmessungen / der Durchmesser ist 20.57 mm. Aber was war es nur? Mein Kopf ratterte los. Manchmal realisiert man aber, dass man hier und jetzt damit eh nicht weiterkommen wird.
Ich ließ die Spekulationen und lief lieber nach Hause. Hier gingen die Recherchen dann sehr schnell. Eine Spielmünze ist es und die Geschichte hinter ihr: sehr spannend, finde ich!


Bild 1: Foto der selben Spielmünze eines Internetanbieters – Vorder- und Rückseite (Quelle: LastDodo)
Hier seht ihr das Foto desselben Spieltokens von einem Internetanbieter. Es ist dieselbe Münze, nur besser enthalten, so dass auch dadurch auch die Schrift besser erkennbar ist. Dort können wir also klar lesen: “C.M. SCHWARZ G.M.B.H. – LEIPZIG W33 – WERTLOS NUR ZUR UNTERHALTUNG – D.R.G.M.”
Na von hier aus kann man doch gut recherchieren!! -_o_- Machen wir das also mal!
Carl Max Schwarz gründete die „C. M. Schwarz G.m.b.H., Fabrik automatischer Maschinen“, war ein Unternehmen der feinmechanischen Industrie, das sich auf die Herstellung von “Kassen-, Unterhaltungs- und Verkaufsautomaten” spezialisierte. Zunächst mietete er sich in der Leipziger Luppenstraße in einer ehemaligen Kofferfabrik ein. (Robotrontechnik, 2023). Der “Lindenauer Stadtteilverein e.V.” führt die Firma auf ihrer Seite ebenfalls unter der Adresse auf.
Die Luppenstraße ist mittlerweile in 04177 Leipzig-Alt-West gelegen. Sie lag natürlich schon früher da, aber die Bezeichnungen der Bezirke haben sich gewandelt. Der jetzige Stadtbezirk umfasst auch Lindenau. “W33” bezeichnet den alten Postleitzahl-Bereich für Lindenau innerhalb Leipzigs. (vgl. Loh-Kliesch, 2025)
Wenn ihr euch an die Inschrift auf der Münze denkt, steht genau dieses W33 darauf. Das “W” steht dabei für “West” (vgl. ebd.) – also den Westen Leipzigs. Dieser war stark von Industrie geprägt. Dass sich also auch diese Firma dort nieder ließ, macht Sinn.
Ein paar Rätsel haben wir also schon gelöst: den um die Firma an sich und deren Gründe sowie das Rätsel um die Abkürzung “W33”. Aber schauen wir weiter!
Nachdem der Gründer Carl M. Schwarz im Dezember 1932 den Fußballverein „Turn- und Rasensportverein 1899 Leipzig“ (kurz „SV TuRa“) ins Leben gerufen hatte, benannte er seine Firma in „TURA Automatenfabrik G.m.b.H.“ um. (Robotrontechnik, 2023).
Dass also auf der Spielmünze noch der alte Name steht, weisst auf die Herstellung im Jahr ´32 oder vor 1932 hin, schon mal. Da der Fußballverein erst im Dezember gegründet wurde, bleibt ja ein ganzes Jahr, in dem die Münze hergestellt werden konnte. Wir können das aber sicher noch genauer eingrenzen!
WITZIGE ANMERKUNG:
“Die Geschichte des ehemaligen FC Sachsen und der heutigen BSG Chemie beginnt mit dem Leipziger Unternehmer Karl Schwarz. Für die sportliche Entwicklung wird der Engländer Jack Emonts als Manager eingestellt. (…)
Für die TuRa-Mannschaft werden nicht nur einige der besten Fußballer aus Leipziger Vereinen, sondern auch Spieler aus ganz Deutschland verpflichtet. Obwohl in Deutschland offiziell Amateur-Fußball betrieben wird, sind die Spieler quasi Profis. Sie erhalten [offiziell zwar] Arbeitsplätze in den Tura-Werken, können sich aber auf das Fußballspielen konzentrieren.”
(vgl. BSG CHEMIE LEIPZIG, 2025)
1938 entstand dann in Düsseldorf die „TuRa-Registrierkassen C. M. Schwarz GmbH“, die jedoch nur drei Jahre Bestand hatte – vermutlich wurde die Produktion und der Vertrieb der Kassen und Spielautomaten daraufhin wieder komplett nach Leipzig verlagert. (vgl. ebd.)
Hier auf dieser Werbung seht ihr sowohl die Adresse in der Luppenstraße (wie auch das W33), als auch die Adresse in Düsseldorf:

Für uns ist aber die Filiale in Düsseldorf irrelevant. Sie eröffnete erst 1938, wie ihr eben erfahren habt. Da durfte die Münze gar nicht mehr hergestellt werden, da sie bereits verboten war. Düsseldorf war also vermutlich der Versuch einer Expansion der Firma, der nach wenigen Jahren scheiterte. Aber die Adresse in der Luppenstraße in Leipzig war vermutlich die, wo die Spielmünze hergestellt wurde damals. Wofür ist denn nun aber die Münze?? Über Recherchen fand ich den dazu passenden Automaten – es ist der “Silent 1933”.
Auf der Seite von “www.alte-spielautomaten.de” Schreibt der Seiten-Autor Jörg Wagner:
Der „Silent Modell A“ bzw. „Silent 1933″ war der erste in Deutschland gebaute Drei-Walzen-Automat der Leipziger Firma „TURA“ (ehem. „C.M. Schwarz G.m.b.H.“). […]
Die Technik entsprach weitesgehend den amerikanischen Vorbildern und wurde durch Elemente wie z.B. Bremsen ergänzt, um den strengen Vorschriften um 1932 zu entsprechen. […]
Nach Einwurf von 10 Pfennig oder einer Spielmarke konnte man durch Drehen des rechts unten befindlichen Drehknopfes eine Rolle Drops oder Pfefferminz-Bonbons erhalten. Zusätzlich konnte man den rechten Hebel ziehen und die Walzen damit in Gang setzen.
Bei entsprechenden Symbolkombinationen gewann man Münzen bzw. Spielmarken. Mit den Bremsen war es möglich, zumindest ein wenig Einfluss auf das Spielergebnis zu haben.
Wagner, o.J.
Ahaaaaaa….also ein Spiel- UND Süßigkeitenautomat. Na das kam sicher gut an!! Hier seht ihr ein Bild des Automates und direkt darunter ein Foto der Präsentation des “Silent Modell A” zur Leipziger Herbstmesse (1932).


Was wir sonst noch von der Maschine wissen, könnt ihr dieser Tabelle entnehmen (vgl. Wagner, o.J.):
Hersteller | TURA Automatenfabrik G.m.b.H., Leipzig |
---|---|
Jahr | 1932 |
Spieltyp | Dreiwalzen-Automat |
Aufstellung | Standautomat |
Die “Tura Silent”, wie sie dann später hieß (nach der Umbenennung der Firma nach dem Sportverein), wurde ursprünglich für 620 Reichsmark (RM) verkauft, während das Modell “Tura Silent” mit „Doppel-Jackpot“ 685 RM kostete – ein beträchtlicher Betrag zu jener Zeit. (vgl. Andersen, o.J.) Ich hab es mal ausgerechnet: Diese Preise entsprachen den ungefähren Arbeitslohn von 4 bis 6 Monaten eines durchschnittlichen Arbeiters/einer Arbeiterin (Rechnungsgrundlage – Durchschnittsentgelt von 1.651 Reichsmark – vgl. SGB VI, Anlage 1).
Es war also ein Luxusprodukt, das sich Privatpersonen kaum leisten konnten – vermutlich waren die Geräte von dem Hersteller/der Firma vor allem für den gewerblichen Einsatz gedacht (z. B. in Gaststätten, Spielhallen o. Ä.).
Die Herkunft der Automaten wurde mit einem Eichel-Symbol und der Aufschrift „DEUTSCH“ unterstrichen (siehe Bild). (vgl. ebd..)

Etwas skurril ist, dass er auf der Maschine “deutsch” vermerkt, aber einen englisch-sprachigen Namen verwendet wurde für die Maschine (die “Silent” – deutsch: “die Leise”). Daran hatte eventuell Jack Emonts einen Anteil, der nicht nur die Fußballmannschaft TuRa managte, sondern auch der Werksleiter der Firma war. Es kann aber auch darin begründet sein, dass die Technik aus Amerika übernommen wurde. Das ist nicht abschließend zu klären aktuell. Wir lassen es also einfach mal so stehen.
Obwohl die Fotos von der Messe und die Werbung aus verschiedenen Medien alle von 1932 sind, hieß der Automat “Silent 1933” – vermutlich wollte der Firmengründer und -besitzer den Automaten vor allem 1933 vermarkten und hat ihn daher auf das nächste Jahr datiert. Der Verkauf der Maschine war allerdings nicht sehr langlebig. Warum?
Bereits 1933 wurden sie von Hitler verboten, da er sie als Glücksspiel einstufte. (vgl. slotmachines.dk, o.J.) So schreibt auch “sammler.net”: “In den 1930er-Jahren wurden Glücksspielgeräte unter dem NS-Regime zunehmend reglementiert und schließlich verboten – eine Pause für die Industrie.” Ähnliche Aussagen finden sich auf den verschiedensten Seiten, aber bisher hab ich keine Fachquelle auftun können, die das Belegt oder was dazu in Rechtsquellen gefunden.
Es gibt schon vor 1933 ganz neue Gesetze allgemein zum Thema Glücksspiel, daher macht es Sinn, dass auch die Automaten verboten wurden.
Vor 1933 galt nämlich schon das Reichsstrafgesetzbuch, in dem Glücksspiel in mehreren Paragraphen geregelt war. Besonders § 284 StGB betraf das gewerbliche Glücksspiel, § 285 das Veranstalten von Glücksspielen. Diese Paragraphen stellten das Anbieten und Betreiben von Glücksspielen ohne behördliche Genehmigung unter Strafe. Das diente als rechtlicher Rahmen für das Vorgehen gegen illegal betriebenes Glücksspiel.
Lisa Munzel schreibt in ihrer Masterarbeit von 2016 dass Hitler “Glücksspielbanken” sogar nach über 60 Jahren wieder erlaubte. Vermutlich um besseres Ansehen in der Welt zu schaffen und dazu um Steuereinnahmen zu bekommen. (S. 23) So gab er die Aufhebung des Verbotes in den Reichsgesetzblättern bekannt. Warum machter er das?
In Hinblick auf die Weltwirtschaftskrise von 1929 liegt dies auch nahe: die finanzielle Krise war zwar 1933 bereits weniger zu vermerken und es zeigten sich wirtschaftliche Erleichterungen, jedoch kriselt es zu dem Zeitpunkt gerade weiterhin in der Tourismusbranche.
Die früheren, „satten“ Jahre der Spielbanken im 18. Jahrhundert erscheinen dabei eine Art „Ideengeber“ darzustellen, den sich Hitler zu Nutzen macht und die Spielbanken, unter besonderen Voraussetzungen, daraufhin wieder zuließ.
Munzel, 2016, S. 23 f.
Besonders versuchten die Nationalsozialist*innen das illegale Spielen einzuschränken. So schrieb Rückert dazu: “Die Machtinhaber gingen radikal gegen die illegalen Geschehnisse vor, ohne Rücksicht auf rechtsstaatliche Vorgaben. „Die Vernichtung des gewerbsmäßigen Berliner Verbrechertums“ wurde vehement durchgeführt und alle Ringvereine ab 1934 verboten, zu den circa 70.000 „Berufsverbrechern“ und „Asozialen“ gehören zahlreiche Ringmitglieder, die ab 1933 in die ersten Konzentrationslager der
Nationalsozialisten geschickt worden sind.” (vgl. Rückert, 2011, S.4).
Sogenannte “Berufsverbrecher”, die Glücksspiel betrieben sollten also gestoppt werden, aber Spielbanken wieder eröffnet werden. Warum dann aber die Maschinen nicht mehr hergestellt werden konnten? Unklar. Vielleicht weil es sich um sowas wie Casinos handelte, diese Maschinen aber eher dafür gedacht waren, in Gaststätten etc. zu stehen. Und dieses Glücksspiel wollte man vermutlich nicht haben. Die Casinos als Geldeinnahmen schon.
Also 1933 das Aus für die Spielautomaten von Schwarz. Bis dahin gab es verschiedene Modelle, die er designed und vertrieben hatte:




Bilder 6-9: Auswahl verschiedener Angebote von Schwarz. (Quelle: slotmachines.dk, o.J. und Wagner, o.J.)

Was war also nun mit der Firma während der andauernden Herrschaft des Nationalsozialismus?
Es existieren archivierte Akten zur Firma, u. a. im Bestand der Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens. Diese reichen von der NS-Zeit bis in die frühen 1950er Jahre und enthalten offenbar auch Materialien aus dem Jahr 1944, was auf eine fortbestehende Produktion während des Krieges schließen lässt. (Deutsche Digitale Bibliothek, o. J.)
Während des Zweiten Weltkriegs war das Unternehmen also weiterhin aktiv. Aber mit anderen Produkten. Sie hatten ja stets nicht nur Spielautomaten hergestellt, sondern laut Werbung auch Kassenautomaten. Aber es sollte sich komplett ändern für das Werk.
Das TuRa-Werk wurde in eine moderne Kompassfabrik umgewandelt – die Herstellung von Automaten war damit beendet. (vgl. slotmachines.dk, o.J.) Vermutlich wurden die restlichen Automaten noch ausverkauft, eventuell auch ins Ausland, wo sie nicht verboten waren und dann wurde die Produktion umgebaut, so dass etwas produziert wurde, was dem Krieg nutzen und den Nazis, die an der Macht waren, gefallen würde – wie eben Kompasse. Jedes Herstellen von Kriegsgerät, oder Ausstattung von Soldaten war ja sehr gern gesehen – besonders noch, wenn die Firmen dazu nicht gezwungen wurden, sondern freiwillig umstellten.
In dieser Zeit wurden Zwangsarbeiter[*innen] aus unterschiedlichen Ländern eingesetzt, denen ursprünglich lediglich Küchenabfälle als Nahrung zugestanden wurden. Auf Initiative des Firmengründers Carl Max Schwarz wurden jedoch auf dem Werksgelände Ställe eingerichtet, um Schweine zu halten. Damit konnte die Verpflegung der Zwangsarbeiter[*innen] verbessert werden. (vgl. slotmachines.dk, o.J.) So hatte es ein Nachkomme berichtet. Ob er sich wirklich so für die Arbeiter*innen einsetze, für ihre Versorgung, bleibt im Dunkeln. Belege für die Zwangsarbeit existieren. Ein Nachweis seht ihr hier:
BELEGE FÜR DIE ZWANGSARBEIT:
Im Dokument „Fremd- und Zwangsarbeit im Raum Leipzig 1939–1945. Archivalisches Spezialinventar“ (Friebel & Ulbricht, 2011) wird die C. M. Schwarz GmbH auf Seite 82 als ein Unternehmen erwähnt, das im Zusammenhang mit dem Thema Zwangsarbeit aufgeführt wird. Die Erwähnung im Inventar deutet auf die Existenz von Archivmaterial hin, das im Rahmen der Aufarbeitung von NS-Zwangsarbeit in Leipzig gesichtet wurde. Auch die Inventarnummern sind vorhanden.

Allerdings fehlen in den öffentlich zugänglichen Quellen derzeit konkrete Angaben über den Umfang, die Herkunft oder die Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter:innen bei der Firma.
Bei einem der letzten alliierten Bombenangriffe auf Leipzig kommen Tura-Gründer Schwarz und Fabrik-Manager Emonts ums Leben. (vgl. BSG CHEMIE LEIPZIG, 2025) Hier seht ihr die zerstörte Fabrik und drunter ein spannendes Schreiben über das Dahinscheiden des Besitzers und dem Leiter:


Man könnte ja meinen damit hatte sich die Firma erledigt, aber dem war nicht so!
Wie lief es also mit der Firma nach dem Krieg?
Nach 1945 wurde der Betrieb, wie viele andere Firmen in Leipzig, enteignet und in das Wirtschaftssystem der DDR integriert. Im Jahr 1954 wurde das Werk in Leipzig in die „TURA-Registrier-Kassen C. M. Schwarz KG“ umgewandelt, also nicht mehr “G.m.b.H.”. Der Standort entwickelte sich weiter zum VEB Buchungsmaschinenwerk Leipzig, das später Teil des Kombinats Robotron wurde. Die Produktion mechanischer und elektromechanischer Buchungs- und Registriermaschinen wurde fortgeführt (Robotrontechnik, o. J.).
Das Unternehmen zog später in die Hohe Straße um. (Robotrontechnik, 2023). Die uns bereits bekannte Luppenstraße und die neue Straße, also beide Adressen, sind auf der Seite des Lindenauer Stadtteilverein e.V. verzeichnet, der sich auf Leipziger Adressbücher und die “Leipziger Industrie. Amtliches Firmen- und Bezugsquellen-Verzeichnis” bezieht. Das steht bei ihnen:
– 1949: Tura Registrier-Kassen, C. M. Schwarz G.m.b.H., Leipzig, Hohe Straße 9-13;
– 1949: TURA-Werk G.m.b.H, Automaten, Leipzig, An der Märchenwiese 21
Die “Hohe Staße” wird aber auch schon in den Zwangsarbeiter*innen-Akten genannt, 1943. Also war der Umzug der Firma dort hin schon während des Krieges.
1963 wurde TuRa als Zweigwerk in das Buchungsmaschinenwerk eingegliedert. Die Kassenproduktion wurde eingestellt, da diese Produktlinie nun von der Firma Ratus in Ungarn übernommen wurde. (Robotrontechnik, 2023)
Nach dem Ende der DDR wurde das TuRa-Werk offenbar privatisiert und existierte bis 2015 weiter. (ebd.)
Die ehemaligen TuRa-Gebäude in der Hohen Straße und der Luppenstraße wurden restauriert und werden heute (Stand 2021) von verschiedenen Unternehmen genutzt. Das Gebäude an der Märchenwiese dient inzwischen als Privatwohnung. (ebd.)
Der Autor von “www.slotmachines.dk” schrieb:
Ich habe Kontakt zu Karl Philipp Biron aufgenommen, der mir erzählte, dass Carl Max Schwarz sein Großonkel war. Er besitzt noch immer eine Reihe von Materialien aus jener Zeit. Diese möchte er zu gegebener Zeit veröffentlichen – was natürlich sehr spannend werden dürfte.
Was also noch weitere Unterlagen und Informationen angeht, bleibt es weiter spannend. Ich persönlich hoff auf noch mehr Infos zur Zwangsarbeit und dass der Nachkomme nichts beschönigt, sondern ehrlich mit der Geschichte umgeht. Fragen, die mich interessieren würden zur Zwangsarbeit: Wie viele wurden beschäftigt? Wo haben sie gelebt? Waren Kinder unter ihnen? Oder nur Erwachsene? Frauen? Sind welche umgekommen?
Es wurden ja “Entschädigungsanträge” über mehrere Arbeiter*innen nach Bombenangriffen gestellt, heisst das sie sind verletzt gewesen/also arbeitsunfähig dann oder sind sie verstorben?
Jüd*innen, so lange es sie noch offiziell gab in Deutschland zur damaligen Zeit (also bevor sie fast alle verschleppt wurden und solche in Verstecken ausgenommen), und ebenso Zwangsarbeiter*innen durften ja nicht in Luftschutzkeller. Sollten also dort in der Fabrik Arbeiter*innen verstorben sein bei Bombenangriffen, war es eventuell verhinderbar, aber wurde schlichtweg nicht gemacht. Sie wurden nicht geschützt. So viel also zu dem angeblichen “guten Kümmern/Versorgen” der Arbeiter*innen. Etwas ironisch dass dann der Besitzer und sein Werksleiter selber bei einem Angriff umkamen. Karma is a bitch, oder wie sagt man?
Am 02.02.2006 hat genau der – oben erwähnte – Verwandte von Carl M. Schwarz, der der einen Internetseite Auskünfte gab, eine Registerbekanntmachungen (Veränderungen, 31.01.2006) bekannt gegeben. Somit wird also klar, die “TURA GmbH” wird weiter existieren, unter einem leicht anderen Namen, aber doch mit der historischen Verbindung durch den Namen. Hauptsächlich geht es bei der Firma um Immobilienverwaltung und Gründstücksvermittlung, aber auch – oh Wunder – um das: “Aufstellen von Spielgeräten”. (vgl Registerbekanntmachung TuRa GmbH, 2006)
Tjaja…so schließt sich der Kreis.
Ich hoff der Beitrag hat euch wieder gefallen. Tatsächlich bin ich immernoch ganz überwältigt davon, dass diese kleine Münze so viel Geschichte in sich trägt und dann nur ein Jahr produziert wurde, nicht mal eines vermutlich, dank Hitler.
Nun will ich nicht mit dem Wort “Hitler” enden, daher noch dieses: Passt auf euch auf.
Grüße
EURE BEWAHRERIN

Literaturverzeichnis
BSG CHEMIE LEIPZIG (2025): DER LEUTZSCHER FUSSBALL BIS 1945 (Vereinschronik). Abgerufen unter: https://www.chemie-leipzig.de/leutzscher-legende/vereinschronik/der-leutzscher-fussball-bis-1945/
Deutsche Digitale Bibliothek. (o. J.). C. M. Schwarz GmbH, TURA-Registrierkassen, Leipzig, Bd. 2. Archivportal-D. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/3J7KUKRU3HFFHUG4UCSV6WMWSMFI6CZW
Friebel, A., & Ulbricht, J. (2011). Fremd- und Zwangsarbeit im Raum Leipzig 1939–1945: Archivalisches Spezialinventar und historische Einblicke. Stadtarchiv Leipzig.
Andersen, F. (o.J.): Historisk: Tura Automatenfabrik. Abgerufen unter: https://www.foghandersen.com/historisk/
Lindenauer Stadtteilverein e.V. (o.J.): Lindenauer Häuserliste – Luppenstraße 1. Abgerufen unter: https://www.lindenauerstadtteilverein.de/heimatkunde/haeuserliste/haus/2138/luppenstrasse-1.htm
Loh-Kliesch, A. (o.J.): Postämter. Abgerufen unter: https://www.leipzig-lexikon.de/VERWALT/Postamt.htm
Munzel, L. (2016): Die öffentliche Wahrnehmung des Glücksspiels und der damit assoziierten Suchtgefahren: Eine kulturgeschichtliche Analyse. Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science Klinische Psychologie. Universität Bremen.
Robotrontechnik. (2023). TuRa Registrierkassen C. M. Schwarz GmbH. Abgerufen unter: https://robotrontechnik.de/html/standorte/tura.htm
Rückert, U. (2011): Die Herren der Berliner Unterwelt. Im Kaiserreich gründen Bürger
zuhauf Vereine. Doch auch Kriminelle formieren sich um 1900 in Clubs – zu
Deutschlands erstem organisierten Verbrechertum. GEO Epoche, 04 (11), 1-4.
SGB VI, Anlage 1. Abgerufen unter: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_6/anlage_1.html
slotmachines.dk (o.J.): Tura Automaten. Abgerufen unter: https://www.slotmachines.dk/tu.htm (eigene Übersetzung)
“TURA GmbH – Geschäftsführer: Karl Philipp Biron · Gesellschaftsvertrag · Name: TURA GmbH · Unternehmensgegenstand” – Registerbekanntmachung. Abgerufen unter: https://www.northdata.de/?id=7037560
Wagner, J. (o.J.) – www.alte-spielautomaten.de: Silent Modell A. Abgerufen unter: https://alte-spielautomaten.de/automaten/silent-modell-a/