Ich kann es nicht mal mehr nachvollziehen wie es genau lief, aber einen Abend stoß ich auf einen Beitrag auf Instagram über Uranglas. Jemand leuchtete mit einer Schwarzlicht-Lampe auf ein Glas und es begann fast schon zu strahlen. „Was ist das?“, dachte ich.
Uranglas (in Kennerkreisen auch als Vaselineglas bezeichnet) ist es, las ich dort. Klar hatte ich bereits von diesem Glas gehört. Ich bin ja viel auf Trödelmärkten unterwegs. Dort sieht man immer mal Vasen, Gläser etc. in einem stechenden Grün, fast Neongrün, und ich hörte, wie man es „Uranglas“ nannte. Dass es aber so derart leuchten kann, das wusste ich nicht.
So fragte ich mich, ob auch in meiner Sammlung von Scherben, Glasröhrchen und Flaschen aus dem Wald auch solches Glas zu finden ist. Ich war mir FAST sicher, dass es nicht so wäre, denn so gut wie keines meiner Fundstücke ist grün oder neongrün. Also wenig Grünes überhaupt, höchstens mal was leicht grün Getöntes. Da Uran ja nun verwendet wurde gerade wegen der grünlichen Färbung – Kann also nicht sein!
Doch bestellte ich eine Taschenlampe mit einer Wellenlänge von 365nm. Als sie ankam ging ich direkt in mein Schlafzimmer und überall begann es zu leuchten. Ich fasste es nicht!! Komplett durchsichtiges Glas leuchtete giftig neon-grün auf und das überall im Raum. Ein Schock!
Und direkt frage ich mich: „Ist es gefährlich?!“


In Amerika ist es unter der Bezeichnung „vaseline glass“ bekannt, in England nennt man es „canary glass“ und in Frankreich „verre canary“. (Peschel-Wacha , 2019)
Der Begriff „Vaselineglas“ ist relativ neu und stammt vermutlich aus den 1950er-Jahren. Uranglas ist ein älterer und allgemeinerer Begriff, der manchmal synonym verwendet wird. Das kann jedoch zu Verwirrung führen, da einige durch Uran gefärbte Gläser undurchsichtig sind (z. B. „Custard Glass“ – pastell hellgelb milchig oder „Burmese Glass“ – auch milchig, aber mit mehr Farbvarianten, oft mit Farbverlauf von hellgelb/weißlich zu rosa). Während aber Vaselineglas immer transparent ist. (eigene Übersetzung, ORAU, o.J.)
Eine noch ältere Bezeichnung ist Canary Glass („Kanarienglas“), die bereits in den 1840er-Jahren für das verwendet wurde, was man heute Vaselineglas/Uranglas nennt. (ebd.)
Wie kommt es zu der Farbgebung und warum wurde überhaupt Uran hinzugefügt?? So viel kann ich schon sagen, es ging um den Farbton, der dadurch entstand. Über die Strahlung war man sich nicht bewusst.
„Je nach der Größe, Reinheit und chemischen Beschaffenheit des Uran-haltigen Zusatzes sowie weiterer Schwermetall-Zusätze beginnt die Farbe bei Blaß-Gelb und geht über Bernstein-Gelb bis dunkles Apfel-Grün (bei Zusatz von Kupfer oder Chrom).
Bei einem sehr hohen Bleianteil (über 70% Bleioxid) geht sie in Tief-Rot über.“
– Geiselberger, 2000, S. 117
Gelbes Uranglas enthält mehr Uran und strahlt auch deutlich mehr, als das grüne Uranglas. Die hellgelben bis hellgrünen Farbtöne des Uranglases werden als „Anna-Gelb“ und „Eleonoren-Grün“ bezeichnet. Man vermutet dass der böhmische Glashüttenbesitzer Josef Riedel die Farben nach seinen Töchtern benannt hat. Weitere Zusätze zum Glas lassen es opal- bzw. milchglasartig erscheinen. Dann spricht man vom „Beinglas“. (Nickisch, o.J. )
Beide Varianten hab ich schon mal! Hier seht ihr was davon (den Unterschied zwischen den Tönen kann man hier schlecht erkennen, da es um die Farbe geht, die es hat ohne angeleuchtet zu werden, aber trotzdem hier ein Bildchen):

Besonders spannend dabei ist das Fundstück einer Zahnpasta-Dose. Hier haben die Menschen also ihre Zahnpasta aus einem Uran-haltigem Behälter gestrichen und sich dann in den Mund geführt.
Auch wenn ihr noch lesen werdet, dass viele Quellen von der Unbedenklichkeit sprechen, würde das dann doch zu weit gehen und gefährlich sein. Krebs im Mund, im Tausch für saubere Zähne – klasse!

Wie kommt Uranglas überhaupt zustande?
Uranglas entsteht durch die Zugabe von Uranoxid zum Glasgemenge. Uran ist ein natürlich vorkommendes Metall, das in der Erdkruste überall zu finden ist. (vgl. Glasmuseum Frauenau, o.J.)
Unter Schwarzlicht zeigt Uranglas eine charakteristische Fluoreszenz und beginnt intensiv zu leuchten. Dieses Leuchten entsteht durch die besondere Wechselwirkung des enthaltenen Urans mit ultraviolettem Licht. (vgl. Glasmuseum Frauenau, o.J.)
Die davon ausgehende Faszination machte Urangläser zu beliebten Sammelobjekten. Sie sind es bis heute. Immer wieder finden sich neue Menschen in nachkommenden Generationen, die von den besonderen Eigenschaften dieses Glases in ihren Bann gezogen werden.
Auf den Trödelmärkten oder im Internet findet man besonders häufig unterschiedliche Gefäße aus sogenanntem Pressglas. Bei dieser Technik wurde die zähflüssige Glasmasse in einem industriellen Verfahren mit hohem Druck in eine Metallform gepresst. Dabei übertrug sich das Negativ der metallenen Form als positiv auf die Oberfläche des Glases. Die Herstellung von Pressglas förderte die Verbreitung von Uranglas in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zeugnis davon geben unzählige klassische Gebrauchsgegenstände wie Butterdosen, Tinten- und damals übliche Streusandfässer, Apothekengefäße etc., die aus Uranglas gefertigt wurden (Peschel-Wacha , 2019).

Es waren solche Alltagsgegenstände, die viele unkritisch verwendeten, in denen sie unter anderem ihr Essen und Trinken anrichteten. Sie wussten ja nicht um das strahlende Material, dass zum Färben genutzt wurde. Mittlerweile befinden sie sich in meiner Sammlung, ihre ehemaligen Dosen, Gläser und Behälter.
Uran ist in der Umwelt häufig: Mit rund 3 ppm (3 mg/kg) enthält die Erdkruste mehr davon als etwa an Quecksilber, Silber und Gold. So überrascht es nicht, dass schon die Römer Uran fanden und gezielt als Farbmittel (Chromophor) für Glas einsetzten. (Schwankner, et al., 2005, S. 160) Da könnt ihr aber wissen, dass ich beim nächsten Besuch in Pompeji meine UV-Lampe mitnehmen und Dinge anleuchten werde. 😉
Der Wunsch, Glas durch Farbe reizvoller erscheinen zu lassen, existiert demnach schon seit Tausenden von Jahren. Bereits in der Antike verwendeten die Römer also Uranglas zur Herstellung von beispielsweise Mosaiken. Funde von entsprechenden Mosaiksteinchen wurden auf das erste Jahrhundert datiert. Es lohnt sich also auch mal historisches Glas mit UV-Lampen anzustrahlen oder nach Strahlung zu messen. Machen wir alle demnächst mal. Is ja klar! Fakt ist aber: Erst dem 19. Jahrhundert wurde es in größeren Mengen produziert, insbesondere in Böhmen, aber auch in Frankreich, England, Belgien und den USA. (vgl. Glasmuseum Frauenau, o.J.)
„Für das Jahr 1897 sind im gesamten Deutschen Reich 991 Tonnen Perlen, Knöpfe sowie künstliche Blumen und Früchte aus [Uran]glas hergestellt worden.“
[Kirchheimer 1963 u. Grossmann 1908; zit. n. Schwankner 1989, S. 218]
Hier wird also eher von Dekoartikeln geschrieben. Uran-Glas wurde in Frankreich hingegen vorrangig als Gebrauchsglas eingesetzt: für Apotheken- und Arznei-Flaschen sowie Seltzer-Flaschen (Mineralwasser-Flaschen). Man glaubte, dass das Uran-Glas den Inhalt schützte. (Glickman 1998, S. 36) Medizinfläschchen aus Uranglas habe ich auch gefunden. Ein Beispiel unten:
Ganz links seht ihr ein Stück einer Flasche sogenannter Quackmedizin, also solche, die nicht wirklich wirkt, mit der nur Geld gemacht wurde. So haben die Menschen also nicht nur unwirksame “Medizin” zu sich genommen, sondern AUCH NOCH aus Uranglas. Klasse!


In der Zeit der englischen Königin Victoria wurden die Wohnungen zuerst durch Lampen mit Öl, z.B. Wal-Öl, später durch Petroleum / Kerosene und sogar Gas beleuchtet. In den dunklen Wänden der Räume schuf das uran-gefärbte Lampen-Glas ein helleres Licht. (ebd., S. 27, 39 f.)


Dies ist nicht nur eine Einbildung, sondern beruht auf der besonderen Wellenlänge der Farbe des Uran-Glases. Das Uran-Glas als Lampe oder das Dekorations-Stück fing auch den letzten Sonnenstrahl ein und verstärkte ihn in den dunklen Räumen. (ebd.) (Oben seht ihr mal eine Petrolem-Lampe aus meiner Sammlung – diese ist vom Trödelmarkt).
Als sich dann die Beleuchtung mit elektrischem Strom durchsetzte, wurde der Verbreitung des Uran-Glases als Lampen-Glas der Boden entzogen, anders gesagt: die Beliebtheit sank. Im besonderen Spektrum des elektrischen Lichts erschienen auch die Uran-Gläser des Tafelgeschirrs oder der Dekoration aus diesem Glas in einem eher stumpfen Gelb. Sie verloren ihr zwischen Gelb und Grün funkelndes Strahlen. (ebd.) Teilweise sank also das Interesse, zum Beispiel im Bereich des Glases für Innenraumbeleuchtung, aber nie komplett.
Denn Uran wird seit der ersten umfangreichen Verwendung für Glas-Stücke jeder Art – mit Ausnahme einer etwa fünfzehnjährigen Unterbrechung während und nach dem Zweiten Weltkrieg – für diesen Zweck verwendet. Vor dem Krieg nutzte man natürliches Uran. Als die Produktion von Vaselineglas 1959 wieder aufgenommen wurde, ging man auf abgereichertes Uran (DU) über. (eigene Übersetzung, ORAU, o.J.) Traditionell wird aus diesem Grund zwischen „altem“ (vor 1941) und „neuem“ (nach 1941) Vaseline Glas unterschieden. [Glickman 1998, S. 8 u. 11]

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Radioaktivität entdeckt, und im 20. Jahrhundert erkannte man endlich auch die gesundheitlichen Risiken des Urans. (vgl. Glasmuseum Frauenau, o.J.) Na endlich. Dann wird es ja nicht mehr verwendet oder? Aber Eins nach dem Anderen….
Was war vorher? Radium ist ein gutes Beispiel dafür, wie vorher mit der Gefahr umgegangen wurde. Es ist ein Element, das durch den radioaktiven Zerfall von Uran entsteht. Dieses wurde bekanntermaßen für Kosmetika genutzt, unzählige Personen cremten sich damit das Gesicht ein oder tranken es in Form von Medikamenten. (Meurer, 2017)





Für “strahlende Zähne” sorgt die Zahnpasta Doramad. Statt des teuren Radiums enthält die Zahncreme Thorium. Die deutsche Marke verspricht in den 1930-Jahren, dass die Radioaktivität die Bakterien im Mund bekämpfe: “Durch ihre radioaktive Strahlung steigert sie die Abwehrkräfte von Zahn und Zahnfleisch. Poliert den Schmelz aufs Schonendste weiß und glänzend. Schäumt herrlich, schmeckt neuartig”.
– Technisches Museum Wien
“Schmeckt neuartig” – jaaaaa, das glaub ich. 😉 So wurde es fleissig produziert und konsumiert das Alles, bis man nicht nur feststellte, dass Radium, Thorium und Co. krank macht, sondern töten kann.
Immer mehr Studien bestätigten um 1930 die Schädlichkeit von radioaktiver Strahlung von Substanzen wie Radium. Die Folgen einer übermäßigen Strahlenexposition waren Blutarmut, Knochenbrüche, Nekrosen und Krebs. (ebd.) Warum es so massenhaft verwendet wurde, obwohl man die Folgen dieses untersuchten Materials nicht kannte, kann man nur erahnen bzw. logisch schlussfolgern. Es ist wohl das, was es immer ist: Kapitalismus, Geld machen – egal, was die Folgen sind.
In unserem Uranglas ist jedoch nur eine geringe Menge Uran enthalten. Der Urangehalt von Vaselineglas beträgt in der Regel etwa 1-2 % des Gewichts. Bei manchen Glaswaren aus der Zeit um 1900 lag der Anteil jedoch bei bis zu 25 %. Die durch das Uran entstehende radioaktive Strahlung ist trotzdem lediglich direkt an der Oberfläche messbar und gilt als unbedenklich, so sagt es auch das Glasmuseum Frauenau, und die müssen es ja wissen, ist schließlich ihr Fachgebiet. (vgl. Glasmuseum Frauenau, o.J.)
Wird es noch produziert, könnte man sich fragen. „Nein, niemals!“, sagt ihr?
Stand 2004 produzierten noch einige Unternehmen in den USA Vaselineglas, darunter „Boyd Crystal Art Glass“, „Mosser“, „Summit Glass“ und „Fenton Glass“. Es handelt sich dabei ausschließlich um dekoratives Glas; Gebrauchsgeschirr wird nicht mehr hergestellt. (ebd.)
Peschel-Wacha (2019) sagt dazu:
„Uran wird heute noch vereinzelt zum Färben von Ziergegenständen verwendet, was Glasfabrikanten nicht explizit angeben.“
Das ist ja wirklich spannend, dass es nicht angegeben wird. Aber wie gefährlich ist es denn, dieses Glas? Ich schrieb ja eben schon „es gilt als unbedenklich“, so wie es viele formulieren – ist das aber so?
Laut Glickman ist die radioaktive Strahlung von Uranglas nicht höher als die natürliche Umgebungsstrahlung – vergleichbar mit der, die von einem Fernseher oder einer Mikrowelle ausgeht. Auch größere Sammlungen von Uranglas im Wohnraum stellen daher keine gesundheitliche Gefahr dar. Mit einem Geigerzähler lässt sich zwar eine geringe Strahlung nachweisen, die gemessenen Werte liegen jedoch deutlich unterhalb der zulässigen Grenzwerte. [Glickman 1998)
Er führte hierzu mehrere Versuchsreihen mit Hunderten von Uranglasobjekten durch. In allen Fällen blieb die gemessene Strahlung innerhalb des unbedenklichen Bereichs. Wir können demnach schlussfolgern: Uranglas sendet in der Regel keine hochenergetische Strahlung aus. (Geiselberger, 2000, S. 11)
Gefährlich ist nicht die Strahlung des Glases selbst, sondern die Möglichkeit, dass durch organische Säuren – etwa Wein- oder Fruchtsäure – geringe Mengen uranhaltiger Partikel aus dem Glas gelöst werden können. [Schwankner, 1999] Auch mechanischer Abrieb kann dazu führen, dass radioaktive Verbindungen in Nahrungsmittel gelangen können. (Schwankner, et al., 2005, S. 163)
Gelangen diese in den Körper, können sie sich in Organen anreichern und aufgrund ihrer langen biologischen Halbwertszeit krebserregend wirken. [Schwankner, 1999] Besitzer*innen solcher Objekte ist deshalb zu empfehlen, sie als Sammlerstücke in eine Vitrine zu stellen, sie aber keinesfalls zum Essen oder Trinken zu verwenden. (Schwankner, et al., 2005, S. 163)
Liechti (o.J.) meint hingegen, dass das Essen und Trinken ebenfalls ungefährlich ist, da das Uranixid im Glas gebunden ist.
„Die Radioaktivität ist so schwach, dass sie vernachlässigt werden kann, zumal sie die Gläser ja nicht essen oder 24 Stunden auf ihnen liegen.“
(Liechti, o.J.)
Nee. Das hab ich nicht vor. Ihr sicher auch nicht!
Anders hingegen sieht es hiermit aus:
„Auch ist Vorsicht geboten bei den keramischen Objekten, welche mit der weit verbreiteten orangefarbenen Glasur versehen sind. Diese sind wirklich nur als Ausstellungsobjekte zu gebrauchen. Die Glasur ist in aller Regel um einiges radioaktiver (enthält mehr Uran) als Gläser.
Weiter kann diese, anders als beim Glas, beim Gebrauch leicht beschädigt werden. Wenn Sie also aus Keramikgeschirr mit einer Uranglasur essen, dann besteht die Gefahr, dass Sie radioaktive Partikel einnehmen! Die Glasuren sind auch nicht säurefest!“
Liechti (o.J.)
Solche habe ich auch, denk ich.
In vielen Quellen lassen sich ansonsten besonders Warnungen finden, was Schmuck aus Uranglas betrifft. Dieses sollte im besten Fall höchstens AUF der Kleidung aufliegend getragen werden, nicht jedoch direkt auf der Haut. Wenige Zentimeter weg von der Oberfläche endet die Strahlung meist, also so viel ergeben Messungen. Auch auf der Kleidung tragend, sollte also das Glas Strahlung in den Körper der Person abgeben. Aber es scheint wohl zu gehen. Allerdings Uranglas dauerhaft auf der Haut tragen, kann dann eben doch ein wenig problematisch(er) sein. Somit wird davon abgeraten.
Schmuck habe ich nicht gefunden bisher, allerdings Knöpfe und auch eine Murmel für Kinder, zum Spielen. Den Knopf, der am meisten leuchtet (rechts), den bereits erwähnten Zahnpastabehälter und einen Eierbecher seht ihr unten:


Mehrheitlich sind sich also alle einig: es ist als Besitzer*in dieser Stücke nichts zu befürchten.
Für eine Gruppe (bzw. 2 Gruppen) von Menschen war das Uranglas aber gefährlich: Für die früheren Glasmacher*innen (eher Männer) war die Herstellung von Uranglas mit erheblichen Risiken verbunden. In den Werkstätten lagerten größere Mengen Uranoxid, und Teile davon in Form von feinem Staub konnten eingeatmet werden. Je nach Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen bestand hier eine mittlere bis deutliche Gesundheitsgefährdung. Besonders stark betroffen waren außerdem noch die Bergleute in den Uranabbaugebieten – etwa im böhmischen Joachimsthal, in Cornwall (England) und in den USA – die über Jahrzehnte hinweg mit Uranverbindungen arbeiteten und dabei erheblicher Strahlenbelastung ausgesetzt waren. (Geiselberger, 2000, S. 11)
In der Glasfabrik der „Fenton Art Glass Company“ wurden nach 1945 Messungen durchgeführt. Die Schlussfolgerung daraus: Nach Aussage von Frank Fenton sei der Glasrohstoff für Uranglas vor dem Schmelzen gefährlich, das fertige Glas dagegen – unabhängig von der Temperatur – komplett unbedenklich. [Glickman 1998, S. 16] Was soll er auch anderes sagen, er wollte es ja verkaufen. 😉 Diese Einschätzung gilt jedoch aus heutiger wissenschaftlicher Sicht als nicht zutreffend. (Geiselberger, 2000, S. 11) Ganz unbedenklich ist es nicht, da sind sich viele einig, aber eine überhöhte Angst ist ebenfalls unnötig.
„In 30 cm Abstand ist selbst mit dem Minicont-2 Kontaminationsmessgerät nichts mehr messbar. Ähnlich verhält es sich für meine ganze Vitrine. In 30 cm Abstand zur Glastür kann man keine Strahlung mehr messen.“
– Nickisch, o.J.
Markus Liechti, von der Seite „www.uranglas.ch“ sagt:
„Stehen die Gläser in einer Vitrine mit Türe wird die Betastrahlung fast völlig abgeschirmt. Der Anteil an Gammastrahlung ist vernachlässigbar, genauso wie die Alphastrahlung.“
Und weiter:
„Wohnen Sie in einem Haus mit viel Granit als Baustoff oder älteren Baumaterialien, ist die Belastung durch ionisierende Strahlung für Ihren Körper um ein Vielfaches höher als das winzige Bisschen das durch Ihre große Uranglassammlung dazukommt.
Bei einzelnen Gläsern in Ihrem Haushalt müssen Sie sich sowieso keine Gedanken machen.“
Nun habe ich keine einzelnen Gläser, denn es sind schon ein paar. Aber sicherheitshalber habe ich mich entschlossen eine extra Vitrine anzuschaffen, um die Funde aus Uranglas besonders aus meinem Schlafbereich zu entfernen. Das war mein größtes Anliegen, sicherlich können es viele von euch verstehen und hätten es ähnlich gehandhabt. Diesem Anliegen/Sicherheitsbedürfnis bin ich nachgekommen. Ein Bekannter half mir bei dem Transport, der Kauf erfolgte über Ebay, also nachhaltig, weil nicht neu gekauft, und schon ist alles verdächtig grün Leuchtende raus dem Schlafzimmer! So schnell geht das.
Es beruhigt mich einfach etwas, auch wenn die große Mehrheit der Sammler*innen und ebenso die Wissenschaftler*innen, von denen ich Publikationen durchgearbeitet habe für diesen Blogbeitrag, völlig unbesorgt sind. Ich will lieber auf Nummer sicher gehen, gerade weil einige auch schreiben, dass das Glas nicht gefährlich ist an der Oberfläche, bei Unversehrtheit. Aber das Glas ist ja nun nicht unversehrt, was ich finde. Es ist oft gebrochen, also Scherben. Daher “lieber vorsichtig sein”, denke ich.
Aber auch zu gebrochenem Glas hatte ich recherchiert und auch da wurde durchweg versichtert, dass es mich nicht beunruhigen sollte, solange ich keine Bruchstücke einatme oder runterschlucke. Irgendwann messe ich es vielleicht mal.
Doch besonders dieses Zitat hat mir geholfen am Ende noch beruhigter zu sein:
„Im Internet ist immer wieder davon zu lesen wie gefährlich Uranglas sei und dass man daraus unter keinen Umständen essen und trinken soll. Oft fehlt der Bezug zur Realität bei solchen Aussagen.
Da ich seit früher Jugendzeit oft in den Bergen unterwegs bin und auch meistens den Geigerzähler resp. den Szintillator bei mir habe, weiss ich wie gering die Strahlung von Uranglas im Vergleich zur natürlich vorkommenden Strahlung an vielen Orten der Welt ist.“
– Liechti, o.J.
Was ich obendrein noch herausfinden konnte ist, dass vieles in meiner Sammlung Mangan-Glas ist, welches bei 365nm leuchtet, aber nicht bei 395. Manganglas ist nicht radioaktiv, kann aber dank Uran als Verunreinigung im Glas doch wieder leicht radioaktiv sein, aber auch dann meist nur an der Oberfläche und gilt als ungefährlich, noch ungefährlicher als Uranglas. Die Mehrheit des Manganglases ist gar nicht strahlend.
Vieles meines leuchtenden Glases ist also Mangan, und das Uranglas, was ich habe, steht jetzt sicher in einer Vitrine, entfernt von meinem Schlafzimmer. So denn….. Hier zum Abschluss noch eine Info für euch: Fliegen ist gefährlicher als das Glas, da wir dort auf einmal mehr Strahlung abbekommen. Wir müssten ein Jahr direkt an den Fundstücken stehen und wären vermutlich trotzdem mehr Strahlung durch nur einen Flug ausgesetzt.
Das Einzige bei dem man strenger aufpassen sollte, sind die Lampen, die man für das Testen des Glases verwenden muss. Schließlich sind es UV-Lampen. So findet man immer mal solche Empfehlungen: “Bei Betrieb unbedingt eine UV-Schutzbrille tragen. Vermeiden Sie es, längere Zeit in den Lichtstrahl zu schauen!” MERKE: Besser gar nicht direkt in den Strahl der Lampe schauen, und das meint auch wenn es reflektiert. Andere Sammler*innen sind auch bei diesem Thema schmerzbefreiter und empfinden die Vorsicht als unnötige Angstmache. Auch hier bin ich lieber vorsichtig. Kann nicht schaden!
Wir kennen ja schließlich Berichte von Sonnenbänken, die Krebs ausgelöst haben oder auch die Gefahr von UV-Nagellack-Trocknern, ganz abgesehen natürlich von der UV-Strahlung der Sonne, die ebenfalls für unzählige Krebs-Fälle jedes Jahr sorgt, vor kurzem erst bei jemandem aus meiner Familie auf der Nase. Klar hängt es von der Häufigkeit und Länge ab, der man sich der Strahlung aussetzt. Aber was tut es mir weh eine Schutzbrille und Handschuhe zu tragen, wenn ich das Glas anleuchte? Brech ich mir keinen ab…
Guti. Ich hoffe, der Bericht hat euch gefallen. Für mich war es eine wilde Reise durch das Thema. Ich bin froh, dass ich überhaupt von Uranglas erfahren habe, denn neben den Fundstücken von den Kriegsbombardierungen, die ich regelmäßig im Wald finde, ist auch mein Wohnzimmer voll von Medizinflaschen, Tintenfässern und Petroliumlampen aus Uran- oder Manganglas (vom Flohmärkten in den Fällen), und ich wusste es nicht!! So kann man bewusster damit umgehen. Ich muss ja sagen, das gruselig-grüne Strahlen hat schon was – ich kann verstehen, dass es so viele sammeln!
Wir lesen uns!
Eure Bewahrerin.
Hier noch ein REDDIT-Beitrag zu Uraniumglass, der für manche von Euch von Interesse sein könnte. Es ist natürlich keine Fachquelle, daher alle Angaben unter Vorbehalt!!!
“r/uraniumglass• vor 2 Jahren Blowback9
Cheat Sheet: Glasfarbe vs. Leuchtfarbe
“Ich habe das zusammengestellt, um die verschiedenen Farbtypen und UV-Leuchten beim Durchstöbern von Secondhand-Läden auseinanderzuhalten, aber ich weiß nicht, ob alles stimmt. Korrekturen, bitte! Die Glasfarbe in Großbuchstaben ist die häufigste Farbe. Weniger häufig in Kleinbuchstaben. [Aktualisiert, und wird weiter aktualisiert, wenn neue Infos reinkommen – danke!]“
Uran:
- UV-Leuchten: Helles grünes Leuchten.
- Glas: GRÜN, GELB, bernsteinfarben, orange, türkis, türkisblau, grau, blau.
- Opak: custard yellow (manchmal pinkfarbener Farbverlauf), limette, mintgrün, jade, karamell.
Blei:
- UV-Leuchten: Eisiges Blau.
- Glas: KLAR, gelb.
Cerium:
- UV-Leuchten: Intensives Hellblau
- Glas: KLAR
- Beispiel: https://www.jonsinger.org/jossresearch/pictures/ceramics/examples/fluorescent/826.ceglasslw.8c.jpg

Mangan:
- UV-Leuchten: 365nm: Schwaches limonadenartiges grünliches Gelb, trüb.
- Glas: VIOLETT, klar, rot, gelb, orange, pfirsichfarben.
Antimon:
- UV-Leuchten: Schwach bläulich-weiß.
- Glas: WEISS, klar, gelb.
Cadmium:
- UV-Leuchten: Orange, rot, pink, gelbes Leuchten.
- Glas: ROT, ORANGE, GELB, grün.
Selen:
- UV-Leuchten: Blassrosa oder orangefarbenes Leuchten.
- Glas: BERNSTEIN, ROT, gelb, orange.

Calciumcarbonat:
- UV-Leuchten: Schwach gelb/grün.
- Glas: KLAR.
Neodym:
Glas verändert die Farbe unter verschiedenen Lichtverhältnissen.
- Sonnenlicht/gelbes Glühlampenlicht: Flieder/rosa.
- Leuchtstoffröhre: Rauchiges Blau.
Bornitrat (Glasformtrennmittel):
- UV-Leuchten (nur draußen): Limettengrün, gelb”
REDDIT-Beitrag Ende


QUELLEN:
Davis, S. C. (1999): The Picture Book of Vaseline Glass, Atglen, Pennsylvania.
Geiselberger, S. (2000): Anna-Gelb und Eleonoren-Grün Uran-gefärbtes Pressglas. Pressglas-Korrespondenz Nr. 02/2000.
Glasmuseum Frauenau (o.J.): Glas, das von selbst leuchtet? Abgerufen unter: https://glasmuseum-frauenau.de/klickpunkte/uranglas/
Glickman, J. L & Fedosky, T. (1991/1998 ): Yellow-Green Vaseline! A Guide to the Magic Glass, Marietta, Ohio.
Liechti, M. (o.J.): Hat Uranglas einen Einfluss auf meine Gesundheit? Abgerufen unter: https://www.uranglas.ch/auswirkung-auf-gesundheit/
Meurer, A. (2017): Das Allheilmittel des 20. Jahrhunderts – eine kleine Kulturgeschichte des Radiums. Kromsdorf/Weimar: Jonas Verlag für Kunst und Literatur.
Nickisch, K. (o.J.): Uranglas. abgerufen unter: https://www.pulverschein.de/radioaktives/Uranglas/uranglas.html
ORAU (o.J.): Vaseline and Uranium Glass (ca. 1930s). Abgerufen unter: https://www.orau.org/health-physics-museum/collection/consumer/glass/vaseline-uranium-glass.html
Peschel-Wacha, C: (2019): Annagelb und Eleonorengrün – Die Faszination des Uranglases. Abgerufen unter: https://www.volkskundemuseum.at/annagelb_und_eleonorengruen_2019-09-24
Schwankner , R. J. (2005): Strahlende Kostbarkeiten: Uran als Farbkörper in Gläsern und Glasuren. Magazin Physik- in unserer Zeit. Volume36, Issue4. Juli 2005. Weinheim: Wiley-VCH
WEITERLESEN:
- Bloemendaal, S. (2000): Vaseline Glass Not Dangerous, But Addictive. New York- Pennsylvania Collector XXIV (7).
- Buckley et al. (1980): Environmental Assessment of Consumer Products Containing Radioactive Material. Nuclear Regulatory Commission. NUREG/CR-1775.
- Landa, E. and Councell, T. (1992): Leaching of Uranium from Glass and Ceramic Foodware and Decorative Items. Health Physics 63 (3): 343-348.
- Nuclear Regulatory Commission (June 2001.): Systematic Radiological Assessment of Exemptions for Source and Byproduct Materials. NUREG 1717.
