🏺 Fundstücke

Als ich kurz dachte ich bin reich – oder auch: der “Matthäus-Effekt”

Ihr könnt es am Beitragsbild erahnen, auf was sich mein kurzlebiger Glauben reich zu sein bezogen hat. Aber beginnen wir von vorn, nämlich beim Titel dieses Blogbeitrages – Matthäus? Wer ist das? der Matthäus-Effekt? Was hat es damit auf sich, fragt ihr euch?

Ich mag es euch gern erklären!

Die Bezeichnung „Matthäus-Effekt“ spielt auf einen Satz aus dem Matthäus-Evangelium, aus dem sogenannten “Gleichnis von den anvertrauten Talenten”, an:

„Denn wer da hat, dem wird gegeben,
dass er die Fülle habe;

wer aber nicht hat,
dem wird auch das genommen,
was er hat.“

– Mt 25,29 LUT (entsprechend: Mt 13,12 LUT
Mk 4,25 LUT; Lk 8,18 LUT; Lk 19,26 LUT)

Dieses Gleichnis bezieht sich auf den Glauben der Menschen. Aber natürlich kann es auch anders gelesen werden und wurde sicher genau wegen dieser möglichen anderen Sichtweise über die Zeit dann weiterentwickelt zu dem besagten „Matthäus-Effekt“.

So handelt es sich mittlweile um eine These (aus der Soziologie) über Erfolge ( „Matthäus-Effekt“ = auch: Winner-takes-it-all-Effekt). Wer bereits erfolgreich ist, wird es danach auch verstärkt bleiben, beziehungsweise wird die Bekanntheit und Anerkennung zunehmen. Ebenso geht es in die andere Richtung: wer kein Glück im Leben, oder anders gesagt – Pech oder Misserfolge hat, wird eben auch mehr genau davon bekommen.

Beim Thema Anerkennung und Erfolge von Wissenschaftler*innen, bei den besonderen Chancen von Prominenten im Leben, in der Bildungswissenschaft, in Internet und Medien (Algorithmen belohnen populäre Inhalte, was die Reichweite weiter erhöht und Benachteiligte weiter zurückdrängt.), beim Thema “Reichtum” (Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf, da die reichsten Menschen ihr Vermögen leichter vermehren.) – überall wird der Effekt angewendet, um diese Vorgänge zu verstehen.

Dieses Phänomen wird schon lange in einigen Sprichwörtern thematisiert, zum Beispiel:

„Wer hat, dem wird gegeben“,

„Es regnet immer dorthin,
wo es schon nass ist“,

„Der Teufel scheißt immer
auf den größten Haufen“,

„Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu“.

– deutsche Sprichwörter/Volksweisheiten

Gerade der Spruch mit dem Teufel ist mir gut bekannt. Meine Mutter hat ihn mein Leben lang immer wieder gesagt, wenn wir wieder mal Pech hatten und andere gefühlt im Glück schwammen. Man bekam den Eindruck stetig kämpfen zu müssen, und das seit vielen Generationen unserer Familie – andere hingegen hatten es leicht, kannten kein Leid und keine Sorgen. Sie gingen mit einer Leichtigkeit durchs Leben, von der manch andere nur träumen können, uns inklusive.

Klar kann man nie hinter die Vorhänge/Türen/Wände schauen, wie es ihnen wirklich geht. Aus Scham werden manche sicher nicht von Problemen berichten, sondern nur von guten Dingen in ihrem Leben – ein Kind neugeboren hier, ein beruflich hoch erfolgreicher Sohn dort, Hochzeit, Eigenheim, ein neues Auto – natürlich bar bezahlt! Oder ein Wohnwagen oder teure Reisen für die erwachsenen Kinder, weil warum nicht?! Tut nicht mal weh, es sind Peanuts, wenn man es hat.

Doch ohne missgünstig zu sein, denn ich will ihnen ja nichts nehmen, diese Art Lebensstil ist sowieso nicht meins, war doch manchmal Neid im Spiel, Neid auf die Leichtigkeit des Seins, die Sorglosigkeit. Was hat aber das Eine mit dem Anderen zu tun?

Nunja, eines Tages im Sommer 2025 spazierte ich durch ein Waldgebiet, als es auf einmal glitzerte im Boden. Ich blickte näher hin und traute meinen Augen kaum: Diamanten????

Ja….tatsächlich. Und nicht mal wenige von ihnen. Immer mehr kamen zum Vorschein, wenn man den Boden leicht bewegte, die Schichten verschob. Ich war wie im Schock, gleichzeitig aber auch etwas aufgeregt. So keimte Hoffnung in mir auf: Sollten sich meine Probleme lösen? Einige davon zumindest. Sollte ich mal Glück haben? Nein…doch….nein!!! Quatsch.

Nun hab ich keine Ahnung von Schmucksteinen, relativ arm aufgewachsen (Arbeiter*innenfamilie, was ich voller Stolz sage, aber es:) war halt sowas kein Thema. Man hatte andere Sorgen. Sicherlich hat nie jemand in meiner Familie einen echten Diamanten besessen oder wird es je. Ich für meinen Teil habe auch nicht das Bedürfnis. Aber welche verkaufen um Sachen abzubezahlen, die auf der Seele lasten? – Ja klar!!! Gern!

Natürlich nahm ich direkt eine Sprachnachricht an meine Familie auf. Sie, auch etwas aufgeregt, schauten direkt nach Tests, mit denen man die Echtheit bestätigen oder eben widerlegen kann. Während sie im Internet suchten, war ich immernoch im Wald und wurde von Mücken AUFGEFRESSEN. Überall hatte ich Stiche, sicher 15 an der Zahl. Gut also nun, ab nach Hause!

Mit gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Hätte ich es melden müssen? Gilt das als Schatz, den man abgeben muss? Und noch viel wichtiger auch: Wie sind sie wohl da hin gekommen? Hatte sie jemand im Krieg versteckt (es ist eine Stelle, an der sonst Kriegsfunde auftauchen immer mal wieder)? Wollte er sie dort kurz verbuddeln, um sie später zu holen und dann kam er um oder vergaß es (Kann man das?)? Sind sie von einem Raub gar? Wir werden keine Antworten kriegen. Es ist ein Mysterium, und sowas liebe ich ja!

(Schreibt gerne eure Theorien unter den Beitrag oder schreibt,
welche von meinen Ideen am wahrscheinlichsten wahr sein wird!)

Zuhause angekommen spürte ich keinen Durst und keinen Hunger. Ich musste sie mir dringend näher anschauen und das UNVERZÜGLICH! Ist ja klar.

Ich versuchte also die Tests, die mir die Familie gesendet hatte. Der Erste – ein “im Wasser versinken-Test” klappte noch gut, aber dann direkt der Zweite lief nicht sonderlich gut, also um korrekt zu sein: gar nicht gut. Dazu legt man einen der Steine auf eine Unterlage mit Schrift. Ein Diamant bricht das Licht so stark, dass man die Schrift nicht lesen kann. Aber das konnte man, sie war lesbar. Es war klar, es sind keine Diamanten.

Und dann kam mir doch der Spruch mit dem Teufel direkt wieder in den Kopf – als ob ICH Glück habe und dann noch welches, was mir einfach so zufliegt! Nein, so ist mein Leben nicht! Wir müssen uns, in dieser Familie, alles erarbeiten, uns durchbeissen.

Der kurze Traum, dass es mal anders sein sollte, war geplatzt.

Spätestens jetzt fiel mir auch der sehr einfache “Schliff” der Steine auf und dass manche matt waren, dass sie auch das Licht nicht so brachen, wie auf Fotografien von Diamanten und dass einige von ihnen kleine Bruchkanten hatten. Siehe hier:

Oben erkennt man den kleinen Abbruch. Sowas passiert einem Diamanten nicht, nicht den härtesten Edelsteinen der Welt, soweit mir bekannt. Es hätte mir direkt auffallen können, aber ich denke ich war zu aufgeregt um logisch zu denken.

Obwohl es nun klar war, sie sind keine hochwertigen Steine, wollte ich aber trotzdem gerne mal eine*n Expert*in fragen, was genau sie für ein Material sind. Ich ging also zu einer Uhrmacherin/Schmuckgeschäft auf der Karl-Liebknecht-Straße. Schon beim Reinkommen schaute sie mich derart skeptisch an, als würde ich sie ausrauben wollen. Als ich dann noch das Glas mit losen Steinen rausholte – naja, ich sag es mal so: Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie die Polizei heimlich gerufen hätte, dass eine tätowierte Frau versucht hat Diebesgut zu verkaufen.

Die Ablehnung und Skepsis war quasi greifbar in der Luft. Es war nicht zu leugnen. Ich wurde also klassistisch diskriminiert, könnte man im Fachjargon formulieren. Auch hatte sie keine Ahnung, was die Steine genau wären, schaute nicht mal näher hin. Sie “sei ja auch schließlich Urmacherin, kein Juwelier!”. Ja klar, aber Darling, an deinem Geschäft steht “Uhren und Schmuck” und auch auf Uhren können Schmucksteine sein. Aber gut….dann weiter….

Einige Tage später traute ich mich in den nächsten Laden, ein tatsächlicher Juwelier in Connewitz. Auch hier wurde mir nicht mehr Respekt entgegen gebracht. Diese Art Behandlung kenne ich schon, oft wechseln ältere Menschen die Straßenseite. Ein alter Mann stellte sich mir in einer Kantine mal in den Weg und meinte zu mir: “Und du denkst wohl noch so einen Mann zu finden?” und zeigte hoch und runter an mir.

Aber gerade in Fachgeschäften wie Schmuckgeschäften, Optikern (nicht Ketten, so kleine, private) und ähnliche passiert mir Ablehung und Abwertung immer wieder. Einmal hatte ich eine Brille hier in ein Optikergeschäft gebracht, welche ausversehen bei mir im Haus gelandet war. Sie lag einfach auf den Briefkästen, ich nahm sie an mich. Wissend wie teuer Brillen sein können, sah ich mich in der Verantwortung sie ihnen zu bringen. Ich wurde so abweisend behandelt und quasi aus dem Laden begleitet. Sie schauten mich an, als hätte ich sie geklaut (um Finderlohn zu bekommen oder so). In ihrer großen Gnade boten sie mir an als Dank meine Brille zu reinigen in ihrem Ultraschallgerät, aber dann nahmen sie mich sanft aber bestimmend am Arm und schoben mich raus. Der Azubi musste diese Aufgabe übernehmen. Raus gekommen musste ich erstmal durchatmen.

Es war erniedrigend.

Ähnlich fühlte ich mich in diesen 2 Läden, die ich in wenigen Tagen nacheinander abgeklapptert hatte. Den Juwelier fragte ich noch nach einer Sonderanfertigung, die ich plane in Auftrag zu geben – ein ganz besonderes Geschenk für einen mir sehr teuren Menschen. Er machte ein Preisangebot. Aber ich beschloss es dort definitiv nicht machen zu lassen, sondern in einem Laden, in dem ich menschlich behandelt werde. Das muss es ja wohl geben, gerade in einer Stadt wie Leipzig!

Immerhin sah er sich kurz die Steine an. Und mit einem Blick sagte er plauzig: “Nichts wert!!!” – sie seien zu matt und besonders der Schliff auch zu einfach für hochwertige Edelsteine. Er trat direkt einen Schritt zurück und schaute genervt. Ich frage aber trotzdem nach: “Sind sie aber aus Glas oder aus Kristall??!” Er daraufhin noch genervter: “Das ist scheissegal – sie sind so oder so nichts wert!” und damit war das ganze Gespräch abgewürgt. Was sie also genau sind: ich kann es euch nicht sagen, aber dass sie wertlos sind, zumindest was einen Verkaufswert angeht, ist nun final klar geworden.

Ich werde zu keinem/keiner weiteren Experten/*in gehen diesbezüglich. Die Erfahrungen haben mir gereicht. Aber manchmal muss ich kichern seit dem und denke mir, wie doch das Leben spielt! Da denkst du kurz mal, du bist reich – und das Leben so: neeeeee! Doch nicht…. 😉

Na vielen Dank auch.

Ich hab sie auf jeden Fall in einen kleinen Rahmen gemacht, weil es trotzdem einfach ein lustiger Fund ist. Und ich werde sie aufbewahren. Vielleicht mach ich mir mal ein kleines Schmuckstück aus ihnen und alle denken dann, ich sei plötzlich reich…naja, alle ausser der Juwelier natürlich. 😉 Ihr wisst es jetzt: hier gibt es nichts zu holen! Bitte also nicht ausrauben. Danke.

Eure Bewahrerin



Wenn dir der Beitrag gefallen hat, und du einen Euro über hast, ich würde mich freuen. Sieht zwar so aus, als wäre ich reich, aber ich bin nur reich an Glas in hübscher Form 😉 :

https://www.paypal.com/pool/9hX8nEYnXN?sr=wccr

Danke! Ach und hinterlasst ein nettes Kommentar, auch das sehr willkommen! Knutschi

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